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Abitur nachholen per Begabtenprüfung

Wer das Abitur nachholen möchte, nimmt typischerweise die Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges in Anspruch und besucht einen Abiturlehrgang, der der gymnasialen Oberstufe an einer allgemeinbildenden Regelschule nachempfunden ist. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wie zum Beispiel die Begabtenprüfung.

Der Begriff der Begabtenprüfung ist in Deutschland bereits seit knapp 100 Jahren bekannt und bezeichnete seinerzeit eine Möglichkeit, ohne Reifezeugnis zu studieren. In gewisser Hinsicht ist die Begabtenprüfung diesem grundlegenden Charakter treu geblieben, wobei sie in den vergangenen Jahrzehnten einen grundlegenden Wandel erlebt hat.

Eine entscheidende Reform der Begabtenprüfung erfolgte im Jahr 1982. Damals beschloss die Kultusministerkonferenz eine Ablösung der Begabtenprüfung durch den Zugang von besonders befähigten Berufstätigen. Die teils sehr unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern sollten auf diese Art und Weise bundesweit vereinheitlicht werden.

Sinn und Zweck des Ganzen bestand darin, dass fortan nur noch Berufstätige einen Zugang zu einem Studium ohne Abitur erhalten sollten. Außerdem sollten in ganz Deutschland einheitliche Bedingungen herrschen. Die bundesweite Anerkennung der Begabtenprüfung und des damit verbundenen Hochschulzuganges ist daher selbstverständlich.

Per Begabtenprüfung zum Abitur – Die zentralen Eckdaten

Wer sich eingehend mit der Begabtenprüfung zum Abitur befassen möchte, tut gut daran, zunächst die zentralen Eckdaten zu ergründen. Zusammenfassend lassen sich die folgenden Fakten zum Begabtenabitur nennen:

  • Voraussetzungen: Mindestalter 25 Jahre, abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufspraxis
  • Zielgruppe: Berufstätige mit abgeschlossener Ausbildung

All diejenigen, die fest im Berufsleben stehen und nicht zuletzt wegen der zunehmenden Akademisierung ein Hochschulstudium ins Auge fassen, müssen sich zunächst um einen Hochschulzugang bemühen.

Dazu muss man nicht zwingend ein Abendgymnasium besuchen, sondern kann vielleicht auch die Möglichkeit einer Begabtenprüfung nutzen. Wer die Voraussetzungen erfüllt und zur Zielgruppe gehört, hat gute Chancen darauf, das Abitur auf Umwegen zu erlangen.

Die Regelungen zum Begabtenabitur in den einzelnen Bundesländern

Dass die sogenannte Begabtenprüfung zu einer Vereinheitlichung der Regelungen für den Zugang zum Studium ohne Abitur führen sollte und daher in den 1980er-Jahren durch die Kultusministerkonferenz reformiert wurde, ist allgemein bekannt. Umso überraschender ist es daher für viele Interessierte, dass dennoch unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern existieren.

Zunächst ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass die Möglichkeit des Begabtenabiturs nur in den folgenden Bundesländern gegeben ist:

  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Bremen
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Nordrhein-Westfalen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein

Der Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 1982 gibt allen Ländern die Möglichkeit, eine Begabtenprüfung zur Erlangung des Abiturs anzubieten. Doch nicht alle Länder folgten dem Vorstoß der KMK, weshalb es nicht überall in Deutschland möglich ist, das Begabtenabitur abzulegen. Nichtsdestotrotz besteht eine deutschlandweite Anerkennung der so erlangten Hochschulzugangsberechtigung.

Voraussetzungen und Ablauf der Begabtenprüfung

Die Begabtenprüfung ist eine weitere Möglichkeit für ein Studium ohne Abitur, was aber nicht bedeutet, dass es dabei locker zugeht. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Voraussetzungen erweisen sich als überaus streng.

So ist die Zielgruppe sehr eng gefasst, was kaum Spielraum zulässt. Da es sich um den Zugang von besonders befähigten Berufstätigen handelt, wird deutlich, dass nur Berufstätige in den Genuss dieser Option kommen können.

Diese müssen mindestens fünf Jahre alt sein und außerdem eine abgeschlossene Ausbildung sowie mehrjährige Berufspraxis vorweisen können.

Konkret bedeutet dies:

  • Wer per Begabtenprüfung das Abitur nachholen möchte, muss mindestens 25 Jahre alt sein.
  • Die Teilnahme am Begabtenabitur ist nur möglich, falls ein Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf, der Abschluss einer Berufsfachschule oder Fachschule oder ein Berufsabschluss im mittleren oder gehobenen Dienst nachgewiesen werden kann. Berufs- und Zeitsoldaten, die den Rang des Unteroffiziers oder Offiziers erreicht haben, werden ebenfalls anerkannt.
  • Im Anschluss an die Berufsausbildung oder den anderweitig anerkannten Abschluss muss der Bewerber mindestens fünf bis sieben Jahre Berufspraxis nachweisen können.
  • Diejenigen, die sich der Begabtenprüfung stellen möchten, müssen glaubhaft nachweisen können, dass sie sich angemessen vorbereitet haben.

Nachdem der Zugang zur Begabtenprüfung geklärt ist, sollten sich Interessierte mit dem Ablauf befassen. Zunächst ist festzuhalten, dass die Begabtenprüfung aus zwei Elementen besteht.

Es gibt einen schriftlichen Teil, der mit vier bis fünf Stunden zu veranschlagen ist und sich einer wissenschaftlichen Disziplin widmet, die der Bewerber unter Berücksichtigung des Studienangebots vorschlagen kann.

Darüber hinaus werden im Rahmen der Begabtenprüfung noch Aufgaben aus den Bereichen Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache gestellt. Komplettiert wird das Ganze durch eine mündliche Prüfung, die sich sehr ähnlich untergliedern lässt.

In Anbetracht der Tatsache, dass es um einen Hochschulzugang ohne Abitur geht, ist es logisch, dass an die Prüflinge beim Begabtenabitur besonders hohe Anforderungen gestellt werden.

Alternativen zum Abitur per Begabtenprüfung

Prüflinge, die den Ansprüchen des Begabtenabiturs nicht gerecht werden und durchfallen, können die Prüfung einmal wiederholen. Mitunter ist es aber sinnvoll, andere Wege zu gehen und sich frühzeitig über etwaige Alternativen zu informieren.

Nicht selten reicht es aus, die vorhandene berufliche Qualifizierung auszuspielen, denn auch ohne Begabtenprüfung reicht diese oftmals für die Zulassung zu einem Studium ohne Abitur aus.

Ansonsten gibt es noch den zweiten Bildungsweg mit unter anderem den folgenden Möglichkeiten:

  • Abendgymnasium
  • Kolleg
  • VHS
  • Fernabitur
  • Abitur Online
  • Selbststudium zur Vorbereitung auf die externe Nichtschülerprüfung

Die Begabtenprüfung ist ohne Frage reizvoll, aber in keiner Weise alternativlos. Wer das Abitur nachholen möchte, sollte sorgfältig recherchieren und Informationen sammeln, um dann vergleichen und abwägen zu können.

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